Karlsruhe, Gewerbeschule Durlach (Bild: Cordula Schulze, Mai 2021)

23. Juli 2021: „Das Ende der Moderne?“ Der Best-of-90s-Studientag

Wo die Bauhistoriker:innen ein leicht wohliges Schaudern überkommt, da warten die Kulturdenkmale der kommenden Jahre. Doch während viele Inventarisationsprojekte noch mit den 1970er Jahren beschäftigt sind und die 1980er Jahre in der Forschung erst langsam Beachtung finden, liegen die Architekturen der 1990er Jahre allzu oft im wissenschaftlichen Niemandsland. Dabei treffen sich in der Bundesrepublik der Nachwendezeit sehenswerte Strömungen: die exaltierte Postmoderne und der wiederentdeckte Internationale Stil, die behutsame Umnutzung und das ökologische Siedlungsexperiment.

Die Idee

Vor diesem Hintergrund starten wir vom baukulturellen Online-Magazin moderneREGIONAL im Mai 2021 das Projekt „Best of 90s“: Im 14-Tage-Rhythmus präsentieren wir auf der Homepage ausgewählte Bauten der 1990er Jahre. Damit wächst nach und nach eine Sammlung von Architekturporträts, die das Bauen jener Jahre neu ins öffentliche Bewusstsein rücken kann. So lässt sich eine Grundlage schaffen, um diese Epoche vorausschauend und wertschätzend zu sichten, bevor Sanierungsstau und Gentrifizierungswelle für unwiderrufliche Verluste sorgen.

Mit diesem bauhistorischen Blick auf die Architektur der 1990er Jahre betreten wir Neuland, daher gestalten wir das Projekt bewusst als offenen Prozess: In der Anfangsphase – wenn sich bereits erste Spuren abzeichnen, aber noch mehr Fragen offen zutage treten – organisieren wir am 23. Juli 2021 einen virtuellen Studientag unter dem (Arbeits-)Titel „Das Ende der Moderne? Unterwegs zu einer Architekturgeschichte der 1990er Jahre“. Eine Tagungspublikation wird zeitnah nach der Veranstaltung im urbanophil-Verlag erscheinen.

Erste Ergebnisse der Tagung

Eine analoge Tagungspublikation ist zum Jahresende im urbanophil-Verlag vorgesehen, im Herbst erscheint online eine baunetz-Woche zur Tagung. Die Poster der Tagung werden dauerhaft in das Online-Angebot von „Best of 90s“ eingebunden – und einen Tagungsrückblick finden Sie auf moderneREGIONAL.

AUSFÜHRLICHE ABSTRACTS: AngermannBartetzkoBerkemannDevasiGallis/KirchengastKlossKolkauLudwigMameliMüllerNeubacherOlbrischPethigReinfeldSchmerbeckTrögerWalkZinnbauer

Das Programm

23. Juli 2021: Das Ende der Moderne? Unterwegs zu einer Architekturgeschichte der 1990er Jahre

Ab 9.00 Uhr ist das virtuelle Foyer zum Ankommen und informellen Austausch geöffnet.

10.00 bis 12.00 Uhr: Im Vorzimmer

  • Begrüßung und erster Austausch zum Tagungsthema
  • Kirsten Angermann (Bauhaus-Universität Weimar): Aus zwei mach eins? Architektur(en) in Ost- und Westdeutschland nach 1990
  • Denkmalschoppen mit Hans Wolfang Hoffmann (Journalist, Berlin) und Martin Bredenbeck (Kunsthistoriker, Koblenz) über die architekturbezogenen Leit- und Sprachbilder der 1990er
  • Christian Kloss (TU Berlin): Ballereske 90ies. Bauten von Hinrich und Doris Baller in Berlin und Brandenburg
  • Fragen und Diskussion

Mittagspause als Film-Lunch (unter Anwesenheit der Filmschaffenden): Julia Zinnbauer: die Zeilgalerie Frankfurt, und Albert Kirchengast/Johann Gallis (DOCOMOMO Austria): „Haus Hergovich“ in St. Margareten (Filmprojekt mit Elise Feiersinger/ÖGFA)

13.00 bis 14.45 Uhr: In der Werkstatt

  • 13.00 bis 13.30 Uhr: Karin Berkemann (moderneREGIONAL): Die 1990er als Kulturerbe? Erste Beobachtungen aus dem Projekt „Best of 90s“
  • 13.30 bis 14.45 Uhr: Sektionen (parallel)
    • A) Jahrmarkt – kommerzielle Bauten: Daniel Bartetzko (moderneREGIONAL): Industriegebiete in Ost- und Westdeutschland, Sophia Walk (TU Graz): Gewerbebauten in Graz, und Martin Neubacher (Netzwerk ostmodern): Einkaufszentren in Plauen/Vogtland
    • B) Giganten – Hochhäuser und andere Großprojekte: Philipp Reinfeld (TU Braunschweig): die Expo 2000, Lorena Pethig (Denkmalamt Frankfurt): Hochhäuser in Frankfurt, und Eva Devasi: die Lobby als Architekturmotiv
    • C) Bedeutungsträger – zeichenhafte Bauten: Matthias Ludwig (freier Berater, Schweinfurt): Kirchen in Ost- und Westdeutschland, Anette Kolkau (Essen): Konversionen – Landschaftsparks im Ruhrgebiet, und Katharina Müller: Genius loci – ortsbezogenes Bauen in der Schweiz von Renzo Piano bis Peter Zumthor
    • D) Wagenburg – gemeinschaftsbezogene Bauten: Martin Bredenbeck (Landschaftsverband Rheinland): Regierungsviertel in Bonn, Köln und Düsseldorf, Tim Tröger (StadtLabor, Leipzig): Aufschwung Ost – Alltagsarchitektur in Leipzig, und Dominik Olbrisch (Kurator und Publizist, Bochum/Berlin): Die Wohnanlage Rheinfährstraße in Neuss-Uedesheim

Kaffeepause im Posterraum (unter Anwesenheit der Posterverfassenden): Henner Herrmanns: Verwaltungsbau in Bassenheim in der Eifel; Laura Mameli: „New Urbanism“ am Beispiel von Kirchsteigfeld und Karow Nord in Berlin; Fabian Schmerbeck: Spreebogen (Moabit) und das Hochhaus „Die Pyramide“ in Berlin; Christoph Schulten: Haus und Studio in Aachen; Martin Hahn (Baden-Württembergisches Landesamt für Denkmalpflege): Bahnhof Vaihingen an der Enz und Heliotrop in Freiburg im Breisgau; Cordula Schulze (Karlsruhe): Arbeitsamt in Bremerhaven; usw.

15.15 bis 17.00 Uhr: Für die Vorratskammer

  • Berichte aus den Sektionen
  • Podium mit Patrick Schoeck-Ritschard (Schweizer Heimatschutz), Maria Welzig (Architekturzentrum Wien), Berthold Heinrich Penkhues (BDA Hessen) und Martin Hahn (Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart), Moderation: Pablo von Frankenberg (Kurator und Publizist, Berlin)
  • Abschluss und Verabschiedung

Tagungsleitung: Karin Berkemann

Presse

Die Medieninformationen zur Tagung (mit Pressebildern) sind online abrufbar.

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Titelmotiv: Karlsruhe, Gewerbeschule Durlach (Bild: Cordula Schulze, Mai 2021)