
Dettingen an der Iller, Kunst-Raststätte Illertal Ost (Bild: Liez, CC BY SA 3.0, 2023)
BAU: Kunst-Raststätte Ilertal Ost
ADRESSE: BAB 7, Gustav-Lauser-Weg 1, 88451 Dettingen an der Iller
BAUZEIT: 1996–1997
ARCHITEKT: Herbert Maierhofer
Raststätten sind Staatssache, zumindest war das in Deutschland bis 1994 so. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre, unter den Nationalsozialist:innen, wurden mit den ersten Reichsautobahnen auch die ersten zugehörigen Tankstellen errichtet – samt Zusatzangebot für die Reisenden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gründete man in Westdeutschland 1951 die „Gesellschaft für Nebenbetriebe der Bundesautobahnen mbH“ (GfN), die für Planung und Verpachtung zuständig war. Erst in den 1990er Jahren zogen mit der Aktiengesellschaft „Tank & Rast“ vollends die Investor:innen ein. Doch bis heute braucht es zumindest eine offizielle Konzession, um eine solche Raststätte betreiben zu können. Und wollte man es mit den Begriffen ganz genau nehmen, dann wäre von Rastanlagen die Rede. Denn eine Raststätte würde nur Gastronomie (und Hotel) umfassen, und geriete zum Rasthof, nähme man noch eine Tankstelle hinzu. Allein, Illertal Ost sprengt solche Gattungsgrenzen, denn hier kommt äußerst selbstbewusst die Kunst ins Spiel.

Dettingen an der Iller, Kunst-Raststätte Illertal Ost (Bilder: links: Holger Uwe Schmitt, CC BY SA 4.0, 2019; rechts: Richard Mayer, CC BY 3.0, 2011)
Vorbilder
Die Vorbilder des ungewöhnlichen Projekts liegen spürbar in Österreich: Dafür lässt sich ein Bogen spannen von der verspielten Öko-Architektur eines Friedensreich Hundertwasser bis zum Konzept der „Kunst-Raststätte“, das hier Anfang der 1990er Jahre eine gute Tradition ausgebildet hatte. In dieser Reihe hatte Hundertwasser in Bad Fischau bereits 1990 eine Anlage der 1970er Jahre überformt. 1994 wurden dann in Baden-Württemberg konkrete Gespräche aufgenommen, um das Prinzip – bundesweit erstmalig – auf Dettingen an der Iller zu übertragen. Nach nur anderthalb Jahren Bauzeit konnte die neue Raststätte an der Bundesautobahn 7 schließlich im Herbst 1997 eingeweiht werden.
Die gestalterische Federführung des 14 Millionen DM (Deutsche Mark) teuren Bauvorhabens lag beim, natürlich, österreichischen Architekten und Künstler Herbert Maierhofer (1956–2018). Zunächst nahm er 1982 das Architekturstudium an der TU Graz auf, um schon ein Jahr später in Wien zu den Fächern Fotografie und Grafik zu wechseln. 1989 eröffnete er in seiner Heimatstadt Weiz in der Steiermark sein eigenes Studio, das sich auf Maßnahmen zwischen Architektur, Malerei und Skulptur spezialisierte. Mit der Raststätte Illertal Ost hinterließ Maierhofer sein Hauptwerk: Spätere Großprojekte zerschlugen sich, es blieb bei der (Um-)Gestaltung von Ladengeschäften und Firmensitzen, Stühlen und Besteck.

Dettingen an der Iller, Kunst-Raststätte Illertal Ost (Bilder: links: Bianca Reiß, via google-Maps, 2025; rechts: T. K., via google-Maps, 2022)
Bunte Mischung
Für die Raststätte Illertal Ost werben, über weiß gefassten Außenwände, gut sichtbar die turmartigen Hauben, die an eine Pagode oder an eine umgedrehte Eistüte erinnern. Sie wurden vorproduziert und am Stück vor Ort mit einem Helikopter angebracht. Bei diesem Gesamtkunstwerk unter dem Titel „Der geomantische Kompass“ spielten für Maierhofer auch astrologische Vorstellungen eine Rolle – nicht umsonst wird die Anlage von plastischen Darstellungen der zwölf Tierkreiszeichen umrundet. In den Innräumen mischen sich Anspielungen auf US-amerikanische Künstler:innen wie Keith Haring mit Kachelarbeiten à la Antonio Gaudí oder der Gemütlichkeit einer modern interpretierten Alpenstube. Seit ihrer Bauzeit hat die Raststätte verschiedene Veränderungen erfahren.
Text: Karin Berkemann, Leipzig/Frankfurt am Main, Juli 2025

Dettingen an der Iller, Kunst-Raststätte Illertal Ost (Bild: Vismantes Leipus, via google-Maps, 2022)

Dettingen an der Iller, Kunst-Raststätte Illertal Ost (Bilder: links: Rolf Schreiber, via google-Maps, 2025; rechts: Susanne Campbell, via google-Maps, 2024)
