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Kristall­palast in Dresden

1998, Coop Himmelb(l)au, Helmut Swiczinsky, Leser:innen-Tipp, Sachsen, Wolf D. Prix

Dresden, Kristallpalast bei Nacht (Bild: Jörg Blobelt, CC BY SA 4.0, 2006)

  • Kristallpalast

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BAU: UFA-Kristallpalast (seit 2025: Cineplex)
ADRESSE: St. Petersburger Straße 24a, 01069 Dresden
BAUZEIT: 1996–1998
ARCHITEKT: Architektur: Coop Himmelb(l)au (Wolf D. Prix, Helmut Swiczinsky); Ingenieursleistungen: Bollinger & Grohman (Klaus Bollinger, Manfred Grohmann)


Als würde man durch die Kulisse eines expressionistischen Filmklassikers laufen: Die Treppen, Rampen und Stege im Kristallpalast Dresden scheinen keinem logischen Prinzip zu folgen. Für Freund:innen der Ostmoderne kam es einem Sündenfall gleich, als die Weite der Prager Straße in den 1990er Jahren stark verdichtet wurde. Auch das nach Osten benachbarte Areal – zwischen dem ikonische Rundkino (1972, Manfred Fasold, Winfried Sziegoleit u. a.) und der der stark befahrenen St. Petersburger Straße – schien sich einer Neubebauung zu verschließen. Doch das Wiener Büro Coop Himmelb(l)au und die Frankfurter Ingenieure Bollinger & Grohman machten aus der Not eine Tugend. Sie stapelten die acht Kinosäle in einem hohen Betonquader und überfingen alles andere mit einer kristallinen Glashaut. Und genau die entfaltet bei Nacht und entsprechender Beleuchtung ihren vollen Charme.

Dresden, Kristallpalast, Treppenläufe bei Tag (links) und bei Nacht (Bilder: links: Lubos Knytl, via google-Maps, 2024; rechts: Frozzel, via google-Maps, 2024)

Über den Wolken

Für das Wiener Büro Coop Himmelb(l)au taten sich bereits 1968 die Architekten Wolf D. Prix, Helmut Swiczinsky und Michael Holzer zusammen. Mit den Jahren eröffneten sie Filialen beziehungsweise Projektbüros in Los Angeles, Frankfurt am Main und Paris. Rasch avancierte das Team in den 1980er Jahren zu den prominenten Gesichtern eines eleganten Dekonstruktivismus. Zwar zählte sich Coop Himmelb(l)au nie offiziell zu dieser Stilrichtung, war aber beispielsweise 1988 bei der gruppenbildenden Ausstellung „Deconstructive Architecture“ im New Yorker Moma (Museum of Modern Art) vertreten. Den Namen ihrer Baucooperative führten Prix und Swiczinsky auf einen Heimflug aus Spanien zurück: Ihre Entwürfe seien wolkengleich, mehr psychisch als physisch zu verstehen.

Wolf D. Prix (* 1942) hatte in London, Wien und Los Angeles Architektur studiert und nennt (wer nicht) das brutalistische Kloster La Tourette als eine seiner großen Inspirationen. Sein Büropartner Helmut Swiczinsky (1944–2025) absolvierte das Studium ebenfalls in Wien und London. Zu den prägenden Bauten des gemeinsamen Büros zählen das „Haus mit dem fliegenden Dach“ (1973) in London, die BMW-Welt (2007) in München – und eben der Dresdener Kristallpalast (1998). Die beiden, vielfach preisgekrönten Architekten waren nicht allein in Hoch- und Städtebau unterwegs, sondern entwarfen auch Möbel, darunter 1989 für Vitra der Sessel „Vodöl“, eine dekonstruktivistisch aufgefrischte Version des „Grand Comfort“ (1928) von Le Corbusier, Charlotte Perriand und Jean Jeanneret.

Dresden, Luftaufnahme der Prager Straße mit Rundkino (Bildmitte) und Kristallpalast (rechts unten) (Bild: Derbrauni, CC BY SA 4.0, 2022)

Treppenhaus mit Aussicht

Kinobesucher:innen betreten den UFA-Kristallpalast, der seit 2025 als Cineplex betrieben wird, über den geschützten Vorplatz von Nordwesten. Hier überfängt der gläserne Teil einen, wie ihn die Architekten verstehen, überdachten öffentlichen Platz. Gäste sollen, am Foyer mit den Ticketschaltern vorbei, nicht nur auf Treppen und Brücken zu den Sälen emporsteigen, sondern auch ein besonderes Raumerlebnis mit Aussicht genießen. Als Bonus ist ein schwebendes Podest, die „Skybar“, in diesen geschützten Luftraum eingehängt. Das Kinoerlebnis – immerhin fasst der Filmpalast in acht Sälen insgesamt 2600 Sitzplätze – wendet sich mit seinen bewegten Bildern nach innen. Und zur St. Petersburger Straße kommt der kristalline Baukörper ganz rechtwinklig und hochgeschlossen daher.

Text: Karin Berkemann, Oktober 2025

Dresden, Ufa-Kino, 1998, Coop Himmelb(l)au (Bild: Jörg Blobelt, CC BY SA 4.0, 2006)

Dresden, Kristallpalast, Baukörper zwischen Rundkino (links) und St. Petersburger Straße (Bild: Jörg Blobelt, CC BY SA 4.0, 2006)

Dresden, Kristallpalast, Blick in die Treppenläufe (links) und das „schwebende Café“ (Bilder: links: Yang Xiao, via google-Maps, 2024; rechts: Frozzel, via google-Maps, 2024)

Dresden, Ufa-Kino, 1998, Coop Himmelb(l)au (Bild: Jörg Blobelt, CC BY SA 4.0, 2007)

Dresden, Kristallpalast, Ansicht zur St. Petersburger Straße (Bild: Jörg Blobelt, CC BY SA 4.0, 2007)

Online-Auftritt des Büros Coop Himmelb(l)au.
Online-Auftritt des Cineplex Dresden.
Zu den Bildrechten nach Creative Commons informieren Sie sich bitte online über die entsprechenden Bestimmungen.

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Ein Projekt von moderneREGIONAL mit Baukultur NRW, den Betonisten, dem BDA Hessen, dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, dem Denkmalschutzamt Hamburg, dem baden-württembergischen Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, urbanophil und dem Landesamt für Denkmalpflege Bremen, fachlich beraten durch Kirsten Angermann, Daniel Bartetzko, Dr. Andreas Butter, Dr. Martin Bredenbeck, Dr. Matthias Ludwig und Olaf Mahlstedt, redaktionell betreut von Peter Liptau, unter der Projektleitung von Dr. Karin Berkemann.
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