BAU: Spree-Bogen (Bürogebäude)
ADRESSE: Alt-Moabit 98–101, 10557 Berlin
BAUZEIT: 1992–1994
ARCHITEKTEN: Bernd Kühn, Ulrich Bergander, Jochen Bley und Stephan Haan (Landschaftsarchitekt)
Als Ende 1990 bei einem Gutachter:innenverfahren die ersten Entwürfe für die Bebauung der ehemaligen Bolle-Meierei vorgelegt werden, ist der intensive Aushandlungsprozess zwischen Investor, Bezirk, Senat und Öffentlichkeit schon ein Jahr alt. Soll das Areal in zentraler Lage an der Spree weiterhin ein Gewerbegebiet bleiben oder doch zum Schulcampus werden? Schließlich kann sich der Unternehmer Ernst Freiberger, der das gesamte Gelände wenige Tage nach dem Mauerfall gekauft hatte, gegen diese beiden Optionen durchsetzen – und verwirklicht hier ein hochverdichtetes Dienstleistungsquartier.
Ab Dezember 1990 ist der Entwurfsprozess gut nachvollziehbar: Besonders in den Vorschlägen des schließlich ausgewählten Architekturbüros Kühn/Bergander/Bley erkennt man einen Hang zu großformatigen wie einprägsamen geometrischen Formen. Besonders deutlich ist dies an der zentralen U-Form, deren Öffnung zur Spree hin durch zwei rund ausgeführte Hochpunkte betont wird. Trotz der enormen Höhenentwicklung (14 Geschosse) tritt das Ensemble nur auf der Spreeseite sichtbar in den Stadtraum, ansonsten ist es durch eine Blockrandbebauung in der Berliner Traufhöhe umschlossen. Die Fassaden sind vor allem durch verspiegelte Fenster und rötliche Granitflächen geprägt. Diese Farben und Materialien werden auch in der Freiraumgestaltung des Landschaftsarchitekten Stephan Haan aufgegriffen, am prominentesten durch zwei Brunnenanlagen in der Symmetrieachse des „U“. Bekannt wurde der Spree-Bogen, als man ihn von 1999 bis 2015 als Bundesinnenministerium nutzte. Auch heute haben sich dort noch mehrere Institutionen des Landes Berlin und des Bundes eingemietet, darunter der Deutsche Bundestag.
im Rahmen der Best-of-90s-Tagung „Das Ende der Moderne?“ im Juli 2021 beigetragen von Fabian Schmerbeck
Bilder (Galerie/Titelbild, nicht Modellfoto): Fabian Schmerbeck