BAU: Verwaltungsgebäude
ADRESSE: Am Gülser Weg 16–18, 56220 Bassenheim in der Eifel
BAUZEIT: 1994–1995
ARCHITEKT:INNEN: Henner Herrmanns, Vallendar, (Entwurf + Planung) und Günther Heinrich, Bendorf, (Projektabwicklung)
Bei diesem Verwaltungsbau für einen Backwarenhersteller in der kleinen Eifel-Gemeinde Bassenheim wurden die verschiedenen Funktionseinheiten als nutzungsneutrale Räume axial symmetrisch zu beiden Seiten einer längsgerichteten Halle konzipiert, die alle Bereiche zentral erschließt. Die offenen Multifunktionsbereiche liegen konzentriert in der Halle, während die Büroflächen, die auf Tageslicht angewiesen sind, peripher angeordnet wurden. Weil der Bau ohne Obergeschoss auskommt, konnte die zentrale Funktionshalle durch Oberlichter ausreichend ausgeleuchtet werden. Alle Innenwände sind nicht tragend und in schalldämmender Leichtbauweise hergestellt. Die abgehängten Decken in den Büros sind aus gelochten Gipsfaserplatten. Sie hängen frei mit eingefügten Beleuchtungskomponenten. Zum dominierenden Element innerhalb der Halle wird jedoch der frei geformte Besprechungsraum. Seine blauen, geschwungenen Wände lehnen sich an keine geometrische Grundform an. Sie sollen stattdessen eine betont eigenständige Gestalt bilden – mehr Skulptur in einer Ausstellungshalle denn schlichter Konferenzbereich.
Die Baukonstruktion wurde bewusst als Gestaltung eingesetzt: Das Tragwerk ist sichtbar an der Gebäudeaußenseite angeordnet. Wie Flügel kragen die Stahlträger der Hallenkonstruktion über die bilateral angeordneten Bürotrakte besonders weit aus. Dieses formale Detail bildet sozusagen das Ausrufezeichen in der baulichen Syntax. Selbstverständlich steht dieses Detail auch im Dienst der Funktion: Es schützt vor allzu großer sommerlicher Überhitzung, sodass das Funktionsgebäude – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht zum „Backhaus“ wurde. Zusätzlich vermeiden feststehende Sonnenschutzschilder unerwünschte Wärmegewinne durch sommerliche Sonneneinstrahlung. Bewegliche Lamellen dienen als Blendschutz. Dieser Fassadentypus und seine Gestaltung waren zur Entstehungszeit ungewöhnlich. Gerade deshalb wurde diese Glas-/Stahlkonstruktion architekturtheoretisch als Loslösung von der Postmoderne verstanden.
im Rahmen der Best-of-90s-Tagung „Das Ende der Moderne?“ im Juli 2021 beigetragen von Henner Herrmanns
Bilder (Galerie/Titelbild): Henner Herrmanns